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Selbstgesteuerte Organisationen. Bitte was?

EnjoyWork Blogperlen, opus 5

Selbstorganisiert – ja klar. Da haben wir eine grobe Vorstellung, was das sein könnte. So was mit Arbeit im Dreieck Zeit, Budget und Qualität hinbekommen, und so. Doch was’n “selbstgesteuert” nun wieder Neues? Wer steuert da wen? Und überhaupt.

Ich wählte 7 Beiträge aus der EnjoyWork Blogosphäre, um am pragmatischen Beispiel aufzuzeigen, wohin die Reise gehen könnte. Mit welchen Fragen wir uns auseinandersetzen und was dabei alles Feines rauskommen kann. So man*frau den Mut, also genau genommen den Wandelmut, und das unternehmerische Umfeld dafür findet und sich gestaltet.

Wohlan! Mögen diese Lebens- und Arbeitswelten heute und Morgen für mehr Menschen Realität sein / werden.

Lesezeit ~ 5 min. (+ 2 x Video ~2 min)

Foto: madiko. Blogperlen
madiko

Selbststeuerung, Fremdsteuerung
und Selbstorganisation

In meinem Verständnis ist Selbststeuerung Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gepaart mit Mitbestimmung und Gemeinwohl-Orientierung.

Im Tagesgeschäft bedeutet sie, dass Mitarbeiter volle Verantwortung für ihren Aufgabenbereich übernehmen und unterscheiden lernen, wie und wann sie andere in ihre Beschlüsse und die Realisierung mit einbeziehen. Betreffen die Entscheidungen Aufbau- und Ablauf-Organisation sollten die Beteiligten aktiv in Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse einbezogen werden. In strategischen Entschlüssen sollten alle partizipieren und aktiv involviert sein.

Damit meine ich jetzt nicht Basis-Demokratie, sondern ein kluges, ausgetüfteltes Vorgehen der Firma. Sehr schön erklärt das Gebhard Borck hier: Unsere Firmen brauchen kluge Diktatoren. Ergänzend dazu unser Gespräch: Beteiligung von Mitarbeitern: Zwischen Diktatur und Demokratie.

Selbstorganisation wiederum ist auch in einer stark hierarchisch oder paternalisch-autokratischen Organisation – also in einem Umfeld, das wenig Autonomie oder Mitbestimmung an den großen unternehmerischen Fragen der Firma gestattet – möglich. Hier entsteht der Gestaltungsspielraum, der mir erlaubt zu entscheiden, wie ich meine fremdgesteuerten(!) Ziele erreiche.

Das Gegenteil von Selbststeuerung ist also Fremdsteuerung — nicht wie man vielleicht zunächst vermuten mag, Selbstorganisation. Vielmehr kann Selbstorganisation in beidem seinen Raum finden.

In einer sich dynamisch tendenziell eher rasant verändernden Welt, in der es vieldeutige Lösungsansätze auf Hürden und Herausforderungen gibt – in der wir Menschen ein sinnstiftendes Angebot zur Gestaltung ihres eigenen Lebens und Arbeitens plus nutzbringende Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen wollen, in dieser VUKA-Welt brauchen wir kluge, pfiffige und innovative Wege. Und Menschen, die sie gehen. Hier daher 7 ausgewählte Beispiele, wie Lebens- und Arbeitswelten mit Zukunft selbstgesteuert gelingen (können):

Warum wir
Bilder im Kopf brauchen

Zukunft gestalten – das geht, so wissen wir heute, am besten, wenn wir da gemeinschaftlich draufrumdenken. Je strategischer die Entscheidung, desto vielfältiger sollten die Perspektiven sein, mit denen wir auf die Ausgangsfrage(n) schauen. Vor allem, wenn es um komplexe, hoch dynamische Themen wie die Integration von Gesellschaft mit dem Internet und der damit einhergehenden digitalen Transformation geht.

Johannes Kleske ist einer der “Streetworker” der Zukunftsforscher in Deutschland, die sich mit der Welt von Morgen mit Blick auf die konkreten Praxisfragen ihrer Kunden befassen. Ihn beschäftigt, wie wir uns weiterentwickeln und was da auf uns zukommt. Gemeinsam mit seinen Partnern entwickelt er Szenarien. Szenarien, mit denen wir uns dann kritisch auseinandersetzen und unseren eigenen Weg anlegen können.

Durch die Komplexität und Geschwindigkeit der Veränderungen tun sich viele Unternehmen zunehmend schwer mit Prognosen und sind auf der Suche nach alternativen Möglichkeiten, um besser planen und entscheiden zu können.

Johannes Kleske

Third Wave

René Hempe von e·tailment hat ihn zu seiner Perspektive und Herangehensweise an Zukunftsthemen befragt. Olaf Kolbrück fasst die Erkenntnisse des Gesprächs von René und Johannes so zusammen:

Wichtig sei, zu klären, was wir von der Zukunft erwarten. Es gelte, Szenarien zu entwickeln, und sich dafür zu positionieren, um nicht nur zu reagieren, und nicht den Trends hinterherzulaufen, sondern um aktiv zu agieren und Chancen frühzeitig zu nutzen.

Zudem rät er Unternehmen zu einer klaren Haltung. Wer eine Mission hat, erreicht auch eine größere Identifikation mit dem Unternehmen. Zudem setzen solche Unternehmen die Trends. Gerade diese Fähigkeit gelte es auch bei Mittelständlern herauszuarbeiten.

Olaf Kolbrück

e·tailment | Deutscher Fachverlag GmbH

Quelle: Podcast: Warum Unternehmen Visionen brauchen
via etailment.de, Das Digital Commerce Magazin von Der Handel

Johannes plädiert für einen selbstbewussten Umgang mit der digitalen Transformation: Digitale Zukünfte verstehen und gestalten. Schon allein für seine Antwort auf die Frage, was “Zukunft” eigentlich ist, lohnt sich dieser Podcast. Sehr hörenswert!

Ich sagte es bereits: Wenn wir Zukunft aktiv gestalten wollen, müssen alle ran. Und das bedeutet:

Mitdenken erwünscht

Es soll ja tatsächlich Chefs und Mitarbeiter geben, die es begrüßen, wenn die Kollegen und Mitstreiter, nicht nur fleißig das Tagesgeschäft erledigen, sondern dabei auch konstruktiv-kritisch das Tagwerk anpacken. Dem Geschäftsmodell, den unternehmerischen Prozessen und Strukturen, der Kommunikation, den Beziehungen – der Firma als System – Aufmerksamkeit schenken, kreativ gestaltend sich einbringen.

Stephan Heiler beschäftigt die Frage, was es braucht, um das Spannungsfeld aus Effizienz und hoher Produktivität mit Erfindergeist und Innovation zu paaren. Und warum Unternehmer sich dem inneren Konflikt zwischen ihrem menschlichem und ihrem kaufmännischem Wesen stellen sollten, und ihn so letztlich auflösen können.

Stephan zeigt dabei auch auf, dass jeder Mensch in der Lage ist, sein eigenes Leben zu gestalten – sofern ihr*ihm dafür Freiheit, Offenheit und Vertrauen gewährt wird. Und dass jede*r Fehler machen kann und darf. Er stellt die berechtigte Frage, warum das in einem Betrieb plötzlich nicht mehr gelten sollte: Unternehmerisches Denken kommt von ungefähr.

Beruflich vorwärtskommen – aber wohin, wenn nicht nach oben?

Wenn jede*r im Unternehmen also am Unternehmenserfolg aktiv mitwirkt durch kluge unternehmerische Entscheidungen und beherztes Handeln – dann verändert sich auch, wie wir mit Führung, Autorität und Macht umgehen. Das hängt eng zusammen. Sonst ist es doch wieder krank Wirtschaften und Selbstausbeuten, von dem wir uns ja befreien wollen.

Wir denken also über die Integration von Lebenserfolg in den Erfolg im Leben nach, und plötzlich ist der konventionelle Karriereweg auch keine Lösung mehr.

Oh, mein Gott! Diese New Work Fuzzis verlangen tatsächlich, dass Führung moderativ sein soll. Und phasenweise wechseln soll sie auch noch. Was für ein Irrsinn, nicht wahr? Wie soll das denn gehen und wer will das überhaupt? Ich auf jeden Fall nicht, ich habe lange genug gebuckelt und mich taktisch klug hochgearbeitet. Meinen Führungsanspruch macht mir hier keiner mehr streitig. Hier bin ich und hier bleib‘ ich! So!

Daniela Röcker

priomy. principles of autonomy

Wer jetzt innerlich nickte, kann an dieser Stelle getrost aufhören zu lesen. Adieu! Zeit gespart. Wenn Du jedoch eher die Stirn gerunzelt hast, lohnt ein Besuch bei priomy. Dort beschäftigt sich Daniela Röcker mit der Frage: Führung abgeben – Was heißt das für meine Karriere?

Im Routine-Betrieb

Kommen wir noch einmal zurück aufs Tagesgeschäft zu sprechen. Schließlich müssen wir hier ja wirtschaftlich sein, nicht wahr?! Bei aller Liebe fürs Gemeinwohl, ohne Moos nix los.

„Keine Zeit!“ dürfte der meistgenannte Satz in Projekten sein. Wer einen Projektauftrag bekommt und Mitstreiter braucht, steht dann alleine im Regen. Man wurschtelt sich so durch, hier mal ein Häppchen, hier mal eine Bitte, hier mal ein Freundschaftsdienst. Man ärgert sich. Dabei ist es viel leichter, als man denkt, Klarheit über Kapazität zu schaffen. Wenn man ein paar Grundbedingungen erfüllt.

Holger Zimmermann

Projektmensch

Dass hier jemand mit viel Praxiserfahrung spricht, wird nicht nur daran deutlich, dass es um mehr als nur einen guten Projekt-Plan und ein smartes Aufgaben-Backlog geht. Holger geht auch auf das Verhandlungsgeschick ein, mit denen Projekt-Arbeiter*innen eine Vereinbarung treffen können, die Verlässlichkeit schafft: Nie wieder keine Kapazität.

Das richtige Maß finden

Wenn Autonomie und Selbststeuerung aller Mitarbeiter in der Organisation gefordert ist, liegt die Frage nahe: Wie schützen wir uns vor Überforderung? In einer Welt, die auf beste Qualität, höchste Produktivität und Effizienz getrimmt ist, geraten wir schnell an ein Arbeitstempo, dem wir auf Dauer nicht standhalten können. Arbeitsschutz bedeutet also auch, uns mit den psychischen wie physischen Belastungen der VUKA-Welt auseinanderzusetzen.

Das new&able-Team fragt sich daher: Wie kann die Nutzung der Organisationsintelligenz dazu beitragen, psychische Belastung am Arbeitsplatz zu reduzieren?

zitatinte: Dagmar Woyde-Koehler -- Organisationsintelligenz und gute Führung. Bild: cc Franziska Köppe | madiko

zitatinte: Dagmar Woyde-Koehler -- Organisationsintelligenz und gute Führung
[ 2017-10 Franziska Köppe | madiko ]

Wer mehr erfahren mag, ich unterhielt mich mit Dagmar Woyde-Koehler von new&able über Organisationsintelligenz und wie gut Firmen ihr Potenzial nutzen.

Es muss um Rahmenbedingungen gehen – und um Inhalte

Nun gibt es eine Branche, die sich dem mündigen Mensch und seinem Wohlergehen im Besonderen angenommen hat: Die “Soziale Arbeit” oder auch “Soziale Organisation(en)”. Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. definiert das so:

Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen.

Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen.

Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein.

Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V.

In diesem Feld, wo der Mensch per definitionem im Mittelpunkt steht, müssten wir also auf blühende Landschaften treffen. Nun, ganz so scheint es wohl nicht:

[Es] zeigt sich die Realität innerhalb der Organisationen, dass die betroffenen Menschen (Mitarbeiter*innen, Führungskräfte, aber natürlich auch die Nutzer*innen der Leistungen) zwar wichtig sind, jedoch entweder als zu reduzierender, zumindest aber zu kontrollierender Kostenfaktor (Führung und Mitarbeiter) oder aber als Goldesel, der das finanzielle Überleben der Organisation sicherstellt, betrachtet wird.

Hendrik Epe

ideequadrat

Nanu, dass lässt uns dann doch aufhorchen. Hendrik Epe beschäftigt sich mit der Frage, wie soziale Organisationen zukunftsrobust gestaltet werden können und entwickelt: Sechs Thesen zur Zukunft sozialer Organisationen. Das, was er da an Aufgabenpaketen herausarbeitet, ist ebenso für den Handwerker, den Facharbeiter im Maschinenbau, den Wissenschaftsbetrieb und alle anderen auch interessant. Um dem Silodenken an dieser Stelle wieder vorzubeugen, nicht wahr.

Der will doch nur spielen

Apropos Vorbeugen. Gesundheit ist ja auch so ein Thema, mit dem wir uns nicht erst mit zunehmendem Lebensalter beschäftigen. Das lässt sich gleich elegant mit der eigenen Mobilitätswende und betrieblichem Mobilitäts-Management verbinden. Meine Erfahrung ist ja: Je besser es sich in den Alltag integrieren lässt und je leichter uns die Wahl fällt, uns für die Variante der Fortbewegung zu entscheiden, die uns in eine aktive Bewegung versetzt ohne uns zu überanstrengen, desto besser. Fabian Neidhardt hat da mal was ausprobiert: Die Stadt dein Spielplatz — Stuttgart mit dem eBike erleben.

… und ist damit im Kessel nicht allein. Guckst Du:

Zuguterletzt

Dass das Einspurige nicht nur zur Fortbewegung taugt, demonstrieren uns Sophie Clements (Produktion und Regie) und John Hendicott (Sound Design). Bühne frei für den Bicycle Samba:

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