EnjoyWork LeseLust
Publikationen und Bücher-Marktplatz zu Lebens- & Arbeitswelten mit Zukunft
Management von Nichtwissen in Unternehmen
Dr. Andreas Zeuch · Dr. Karl-Heinz Brodbeck · Dr. Daniel Geiger · Dr. rer. pol. Johannes Hartkemeyer · Dr. rer. pol. Martina Hartkemeyer · Lydia Hubert · Dr. Karin Käufer · Harrison Owen · Dr. Claus-Otto Scharmer · Prof. Dr. Georg Schreyögg · PD, Dr. rer. soc. Torsten Strulik
2007-03-01 · Carl-Auer Verlag
Über das Buch
Mit dem stetig wachsenden Wissen in der Welt nimmt auch der Umfang dessen zu, was wir nicht wissen. Wer in der “Wissensgesellschaft” schnell, sicher und innovativ Entscheidungen treffen will, muss deshalb neue Fähigkeiten entwickeln, um mit Lücken im Faktenwissen umgehen zu können, aber auch mit den zunehmenden Ungewissheiten, denen Unternehmen und Organisationen täglich ausgesetzt sind.
Dr. Andreas Zeuch versammelt in diesem Band die Stimmen von Wissenschaftlern, Unternehmensberatern und Managern aus Deutschland und den USA. Sie alle geben Auskunft, wie sie persönlich und Organisationen im Allgemeinen mit Nichtwissen umgehen.
Weiterlesen: Stimmen zum Buch und Rezensionen
Danksagung
Vorwort des Herausgebers
Einführung
1. Die Geburt des Nichtwissens
1.1 Der Hase und der Igel – Wissen und Nichtwissen zu Beginn des dritten Jahrtausends
Andreas Zeuch
- Daten, Informationen und Wissen
- Rationalität aus einem Guss?
- Wie das Wissen in die Welt kommt
- Neue Technologien
- Zeitdruck
- Globalisierung
- Interkulturelle und virtuelle Teams
- Komplexitätssteigerung
- Resümee
1.2 Die Differenz zwischen Wissen und Nichtwissen
Karl-Heinz Brodbeck
- Das Wissen als bewusste Steuerung
- Das Nichtwissen im Wissen
- Nichtwissen und Bescheidenheit
- »Die Karte ist nicht die Landschaft«
- Nichtwissen und Zeit
- Sozial verteiltes Wissen
- Information als Nichtwissen?
- Nichwissen als Wissen des anderen
- Nichtwissen und Kreativität
- Das Unbewusste, tacit knowledge und die Typen von Nichtwissen
- Sechs Typen des Nichtwissens
- Schlussfolgerungen
Intermezzo I
Unternehmergeist – Anfängergeist
Götz Werner im Gespräch mit Andreas Zeuch
Ein Unternehmen zu führen heißt vor allem loslassen
Klaus Kobjoll im Gespräch mit Jutta I. Herzog
1.3 Wenn alles Wissen ist, ist Wissen am Ende nichts?! Vorschläge zur Neuorientierung des Wissensmanagements
Georg Schreyögg und Daniel Geiger
- Einleitung
- Wissen in der gegenwärtigen Debatte
- Wissen in der Wissenschaft
- Was heißt Wissen?
- Implikationen für die Wissensdebatte
- Kann implizites Wissen Wissen sein?
- Narratives Wissen
- Implikationen für das Wissensmanagement
Intermezzo II
Um die Sache geht’s
Dieter Brandes im Gespräch mit Jutta I. Herzog
»Nichtwissen ist wie ein Halbedelstein, den man schleifen muss«
Walter Lindemann im Gespräch mit Jutta I. Herzog
2. Umgang mit Nichtwissen
2.1 Wie gehen Unternehmen mit Nichtwissen um? Eine empirische Studie
Andreas Zeuch
- Was heißt überhaupt Nichtwissen?
- Gibt es verschiedene Arten von Nichtwissen?
- Wie kommt das Nichtwissen ins Unternehmen?
- Ist Nichtwissen überhaupt relevant?
- Ist Nichtwissen ein Kopfthema?
- Zu welchen Problemen führt Nichtwissen?
- Kann Nichtwissen eine Ressource sein?
- Eigenes Nichtwissen
- Nichtwissen bei anderen
- Gibt es bei den Studienteilnehmern spezifische Aspekte?
- Teilnehmer A: Mitarbeitergespräche als Instrument im Wissensmanagement
- Teilnehmer B: Risiko- und Nichtwissensmanagement
- Teilnehmer C: Nichtwissen als konstruktive Kultur und Gefahr
2.2 Wie Organisationen Nichtwissen nutzen
Torsten Strulik
- Einleitung
- Wissensökonomie, Nichtwissen, Organisation
- Wissensarbeit als kreativer Umgang mit Nichtwissen
- Fallstudie: Kundenberatung in Banken
- Herausforderungen durch und Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich Wissensarbeit
- Fazit
2.3 Die innere Firma – Nichtwissen und selbstorganisierende Intuition
Andreas Zeuch
- Täglich Not: Entscheidungen unter Unsicherheit
- Täglich Intuition (1): Selbstorganisation
- Täglich Intuition (2): Akzeptanz
- Täglich Intuition (3): Transparenz
- Täglich Brot: Vertrauen
Intermezzo III
»Aus Irrtümern kann man lernen, aus Zufällen nicht«
Thomas Terhaar im Gespräch mit Andreas Zeuch
3. Methoden zur Nutzung von Nichtwissen
3.1 Open(ing) Space für Nichtwissen
Harrison Owen
- Opening Space für die Frage: Vorbereitung des Wissensfeldes
- »Revolutiionäres« Lernen
- »Revolutiionäres« Spiel
- Angemessene Kontrolle und Struktur
- Aufrichtige Gemeinschaft
- Wissenserzeugung und die vier Verhaltenscharakteristiken
- Opening Space für Selbstorganisation
- Möglichkeitsraum und die Suche nach dem jeweiligen Optimum
- Open Space als Möglichkeitsraum
- Die Suche nach dem jeweiligen Optimum im Open Space
- Lernen lernen — Das Geschnk des Nichtwissens
- Fallbeispiel: »Programmierte Forschung« bei DuPont
- Resümee
3.2 Zwischen vermeintlicher Gewissheit und unvermeidlicher Ungewissheit. Nichtwissen im Dialog
Martina und Johannes Hartkemeyer
- Wahr ist viel mehr
- Wir erschaffen die Welt im Kopf
- Vermeintliches und tatsächliches Wissen
- Wo liegen Alternativen?
- Persönliche Handlungsfähigkeit
- Hinterfragen und In-der-Schwebe-Halten
- Gut oder schlecht? Unglück oder Segen?
- Nichtwissen von Fakten und Nichtkennen von Menschen
- Wiederentdeckung dialogischer Grundlagen
- Martin Bubers Dialogbegriff
- David Bohms Dialogbegriff
- Tiefes verstehen — Das Eisbergmodell
- Vermeintlich alles verstanden
- Eine andere Organisationskultur
- welche Welt wollen wir erschaffen?
- Zwei Welten
- Fragen und Fähigkeiten
3.3 Vor der leeren Leinwand. Lernen von der im Entstehen begriffenen Zukunft
Katrin Käufer und Claus Otto Scharmer
- Die Qualität von Nichtwissen
- Landkarte des Wissens in Organisationen
- Lernende Infrastrukturen für Räume des Nichtwissens
- Vor der leeren Leinwand: Nichtwissen als Möglichkeit
- Presencing: Die Entdeckung einer im Entstehen begriffenen Zukunft
3.4 Unternehmenstheater. Kreative Grenzgänge zwischen Wissen und Nichtwissen
Lydia Hubert und Andreas Zeuch
- Nichtwissen, systemische Beratung und Unternehmenstheater
- Der konzeptionelle Rahmen
- Die Rolle des Unternehmenstheaters
- Fallbeispiel: Teambuilding-Workshop mit Unternehmenstheater in einem Konzern
Intermezzo IV
Arbeit als Spiel
Thomas Ventzke im Gespräch mit Andreas Zeuch
4. Zukunftsmusik
4.1 Eine konstruktive Kultur des Nichtwissens
Andreas Zeuch
Literatur
Index
Über die Autoren
Über den Herausgeber
Unternehmergespräche
Götz Werner
Inhaber und Direktor der Geschäftsführung von dm-drogerie markt (Einzelhandel)
Klaus Kobjoll
Inhaber und Geschäftsführer Schindlerhof (Hotel)
Dieter Brandes
Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrates ALDI Essen. Geschäftsführer und Geschäftsleitungsvorsitzender in den Unternehmensgruppen Asko/Metro, coop, Wendeln/Kamps (Einzelhandel)
Walter Lindemann
Zentralbereichsleiter Personal bei der Deutsche Post AG (Logistik)
Thomas Terhaar
Mitglied des Vorstands der Deutsche Bank Bauspar AG (Banken)
Thomas Ventzke
Mitglied des Vorstands bei der Rolf Benz AG (Autobilindustrie)
Studienteilnehmer
- IT (Software-Entwicklung)
- Verpackung (Kartonagen)
- Gesundheitswesen (Krankenhaus)
Fallbeispiele
- Mitarbeitergespräche als Instrument im Wissensmanagement
- Risiko- und Nichtwissensmangement
- Nichtwissen als konstruktive Kultur und Gefahr
- Kundenberatung in Banken
- “Programmierte Forschung” bei DuPont
- Teambuilding-Workshop mit Unternehmenstheater in einem Konzern
Buchtitel | Management von Nichtwissen in Unternehmen |
---|---|
Buchreihe | Management / Unternehmenskultur / Organisationsberatung |
Autor*innen | Dr. Andreas Zeuch, Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Dr. Daniel Geiger, Dr. rer. pol. Johannes Hartkemeyer, Dr. rer. pol. Martina Hartkemeyer, Lydia Hubert, Dr. Karin Käufer, Harrison Owen, Dr. Claus-Otto Scharmer, Prof. Dr. Georg Schreyögg, PD, Dr. rer. soc. Torsten Strulik |
Erstveröffentlichung | 2007-03-01 |
Auflage | 1. Auflage |
Copyrights | Dr. Andreas Zeuch / Carl-Auer Verlag |
Verlag | Carl-Auer Verlag |
ISBN gebundene Ausgabe | 978-3896705761 |
ISBN E-Book: kindle / ASIN | B0772JFY51 |
Anzahl Seiten | 254 |
Sprache | Deutsch |
letztes update: 06.10.2019
Bestellen
Affiliate-Links: Die Erlöse kommen der EnjoyWork-Präsenz-Bibliothek und der Weiterentwicklung der Plattform zugute.
Hier fehlt — für dieses Buch — ein nachhaltiger Bücher-Online-Shop (als weitere Alternative zu amazon)?
Ich freue mich über Vorschläge, Anregungen und Bewerbungen!
Bitte schreibe mir oder buche einen Kennenlernen-Termin direkt in meinem Kalender.
Über die Urheber
Dr. Andreas Zeuch
Autor
Dr. Andreas Zeuch arbeitet als freiberuflicher Berater und Trainer mit dem Fokus Nichtwissen und Intuition im Business. Vor der Freiberuflichkeit entwickelte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Uniklinikum Heidelberg das bundesweit erste Arzt-Patient-Kommunikationstraining, das als Pflichtfach in den klinischen Studienabschnitt implementiert wurde. Zu Beginn seiner Berufstätigkeit sammelte er mehrere Jahre Erfahrung mit psychotherapeutischer Arbeit in verschiedenen Kliniken. Mit dem Unternehmenstheater “achtung zebra” setzt Zeuch seine zehnjährigen schauspielerischen Erfahrungen aus dem Off-Theater, aus Gastspielen am Nationaltheater Mannheim bzw. am Stadttheater Heidelberg bei der Personal- und Organisationsentwicklung ein.
Dr. Karl-Heinz Brodbeck
Autor
Dr. Karl-Heinz Brodbeck ist Ökonom und Philosoph, Professor für Volkswirtschaftslehre, Statistik und Kreativitätstechniken an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Seine Forschungsgebiete: Wirtschaftstheorie und -philosophie, Wirtschaftsethik, Kreativitätsforschung, buddhistische Philosophie.
Dr. Daniel Geiger
Autor
Dr. Daniel Geiger ist Diplomkaufmann, Research Fellow am Advanced Institute of Management Research (AIM) an der University of Liverpool, Management School. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissensmanagement, Organisationale Kompetenzen und Praktiken, Narrationen in Organisationen.
Dr. rer. pol. Johannes Hartkemeyer
Autor
Johannes F. Hartkemeyer, Diplomingenieur, Diplompädagoge, Dr. rer pol., seit 1975 in der Erwachsenenbildung, bis 2009 Direktor der Volkshochschule der Stadt Osnabrück, langjähriger Lehrbeauftragter für Bildungssoziologie und Lernkultur an der Universität Osnabrück;Vorstand des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (NIFBE); Bundesverdienstkreuz „für sein soziales, ökologisches und bildungspolitisches Engagement“ (2007).
Dr. rer. pol. Martina Hartkemeyer
Autorin
Martina Hartkemeyer, Dipl. Biologin, Dr. rer. pol., Leiterin des Deutschen Instituts für Dialogprozess-Begleitung der Adolf-Reichwein-Gesellschaft in Bramsche, nationale und internationale Seminare in deutscher und englischer Sprache, Ausbilderin für Dialogprozess-Begleitung, Vorträge, Lehraufträge und Workshops für verschiedene Institutionen und Universitäten.
Lydia Hubert
Autorin
Diplom-Volkswirtin, langjährige Managementerfahrung bei BASF AG und Beyersdorf. Zur Zeit freiberufliche Beraterin und Coach. Kooperation mit »achtung zebra« — dem unternehmenstheater von Andreas Zeuch.
Dr. Karin Käufer
Autorin
Visiting Scholar am Massachusetts Institute of Technology, Sloan School of Management, und Dozentin der Universität Innsbruck.
Harrison Owen
Autor
Begründer der »Open-Space-Technologie«, weltweite Beratungsaufträge und Begleitung von Open-Space-Prozessen.
Dr. Claus-Otto Scharmer
Autor
Senior Lecturer am Massachusetts Institute of Technology, Gastprofessur am Center for Innovation and Knowledge Research der Helsinki School of Economics. Beratung globaler Unternehmen und internationaler Institute.
Prof. Dr. Georg Schreyögg
Autor
Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere für Führung und Organisation, der Freien Universität Berlin. Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. Herausgeber der Buchreihe »Managementforschung«.
PD, Dr. rer. soc. Torsten Strulik
Autor
Diplom-Betriebswirt, Diplom-Soziologe, Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld; Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Wissenspolitik, Wandel von Arbeit und Organisation in der Wissensgesellschaft; Nichtwissen in der Mikroökonomie.
Stimmen zum Buch
Der Coach und Trainer Andreas Zeuch will mit dem von ihm herausgegebenen Band Managern sowie internen und externen Beratern praxistaugliche Anregungen liefern, wie sie Nichtwissen in Unternehmen managen können. Dazu lässt er Wissenschaftler, Unternehmensberater und höhere Führungskräfte zu Wort kommen, die das Problem aus der Warte der eigenen Profession heraus betrachten.
Einig sind sich die Führungskräfte aus so unterschiedlichen Unternehmen wie dem Lebens mitteldiscounter Aldi, dem Hotel Schindlerhof, der Deutschen Post, der Deutschen Bank und dem dm-Drogeriemarkt darin, dass Nichtwissen für viele Managemententscheidungen eine erhebliche Rolle spielt. Zum Beispiel dann, wenn zwar der Handlungsbedarf für ein großes Projekt klar ist, sich Auftrag und Ziel aber nicht genau festlegen lassen und ergo viele Unsicherheiten den Projektverlauf bestimmen.
Um das Unkontrollierbare so weit als möglich zu kontrollieren, legt die Deutsche Bank zum Beispiel eine Risikomatrix für jedes Projekt an, in die neue Informationen laufend eingearbeitet werden. Generell empfehlen die Top-Manager, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der offen über fehlendes Wissen gesprochen werden kann. All zu oft werde Nichtwissen tabuisiert, da jeder Angst hat, als inkompetent zu gelten.
Einen Schritt weiter zurück gehen die drei wissenschaftlichen Beiträge. Dort wird diskutiert, wie Nichtwissen in Unternehmen überhaupt entsteht. Drei Hauptgründe nennen die Wissenschaftler: unzureichende Beobachtungsinstrumente, falsche Datenauswahl oder fehlende Verbindung von theoretischem Know-how und praktischem Handeln. Als Strategie, um Wissenslücken im Unternehmen zu schließen, schlagen sie vor, das ‘narrative Wissen’ in den Köpfen der Mitarbeiter besser zu nutzen.
Zum Beispiel durch ‘Communities of practice’, also etwa Dialogrunden oder Großgruppen in Open-Space-Veranstaltungen. Um Wissenslücken erst einmal sichtbar zu machen, wird im Buch etwa die Methode des Unternehmenstheaters vorgeschlagen. Am Beispiel der Kommunikationsprobleme zweier Unternehmensbereiche wird gezeigt, wie die kreative Inszenierung Energie freisetzte, um latentes Wissen zwischen den Abteilungen konstruktiv zu besprechen.
Den Höhepunkt des Buches bildet das abschließende Kapitel: Der Organisationsentwickler Peter Senge stellt dort die schnelle Problemlösung vieler Unternehmen grundsätzlich in Frage. Gleichzeitig zeigt er auf, wie mit ‘offenem Verstand’, ‘offenem Willen’ und ‘offenem Herzen’ nicht nur Wissenslücken geschlossen werden können, sondern sogar in tiefere Schichten gemeinschaftlicher Intelligenz vorgestoßen werden kann.
Fazit: Ein hervorragendes Buch, das Wissensmanagement aus unterschiedlichen Perspektiven verständlich bearbeitet.
Hubert Kuhn
Quelle: Training aktuell 06/07 vom 29.05.2007 via ManagerSeminare
Alle Firmen haben sich mit dem Wissen auseinandergesetzt, nur ganze wenige haben sich schon Gedanken über ihr Nichtwissen gemacht. Eine Einführung in die Welt des Nichtwissens.
Angeblich leben wir ja in der Wissensgesellschaft. Nimmt mans aber genau, zeichnet sich unser Zustand meist durch Nichtwissen aus. Ausgiebig mit dem Nichtwissen hat sich bislang nur die Soziologie befasst, weniger die Wirtschaft. Das will nun Andreas Zeuch mit seinem Band «Management von Nichtwissen in Unternehmen» ändern, der Aufsätze von Wissenschaftlern und Interviews mit Managern über ihren Umgang mit Nichtwissen vereint.
Was ist nun Nichtwissen? Zumeinen ist Nichtwissen nicht vorhandenes Wissen, also eine aufhebbare Wissenslücke. Zum anderen ist Nichtwissen eine nicht aufhebbare Ungewissheit. Aus Benutzerperspektive stellt sich ferner die Frage, welche Wissenselemente in Datenbanken, Wissensportalen, Expertenberichten tatsächlich verlässlich und qualifiziert sind. Mit dem Problem, dass vielfach eineindeutiger Maßstab wahren und vollständigen Wissens fehlt, anhand dessen sich Nichtwissen erkennen, bewerten und korrigieren ließe.
Innovationsunfähiges Expertenwissen
Nichtwissen hat viele Gründe. Während sich 80 Prozent vorhandenen Wissens häufig mit 20 Prozent Einsatz in Erfahrung bringen lassen, wird auf die restlichen 20 Prozent — die 80 Prozent des Einsatzes erfordern würden — verzichtet. «Für den letzten Rest an Wissen ist der Aufwand so groß, dass sich das auch ökonomisch nicht rechtfertigt», sagt Thomas Ventzke,Vorstand der Rolf Benz AG.
Es kann sein, dass wegen unzureichender Beobachtungsinstrumente Daten nicht wahrgenommen werden. Nichtwissen kann Folge von Relevanzfiltern sein: Unbedeutend erscheinende Daten schaffen nicht den Sprung zur Information. Nichtwissen kann entstehen, wenn sich Informationen nicht an bestehen des Wissen ankoppeln lassen.
Doch auch Wissen trägt den Keim des Nichtwissens in sich, weil sein Inhalt immer in der Vergangenheit liegt. Karl-Heinz Brodbeck, Professor für Volkswirtschaftslehre: „Wo Wissen ist, ist kein Raum für Neues. Der Experte weiß schon alles. Doch dies führt zu Routinelösungen und nicht zu Innovation. Expertenwissen ist innovationsunfähig.“ In der globalen Ökonomie gäbe es immer mehr Situationen, in denen das Expertentum versage, so Brodbeck. Je komplexer die Dinge werden, desto größer ist das Quantum an Nichtwissen um Märkte oder über das Verhalten der Konkurrenten.
Oder man meint, fälschlicherweise etwas zu wissen. Götz Werner, Gründer der Drogeriemarkt-Kette dm: «Man denkt: Da kennen wir uns aus. Aber wenn man dann an die Sache rangeht, stellt man plötzlich fest, dass einem unheimlich viel Wissen fehlt. Also ist das Nichtwissen größer als das Wissen». Viele Diversifikationsflops könne man dadurch charakterisieren.
Wissenswerter Überblick
Die 254 Seiten geben einen guten Überblick über das Thema und sind vor allem wegen der vielen Interviews leicht lesbar. Vernachlässigt wird, dass Nichtwissen und Wissenslücken auch absichtsvoll produziert, aufrechterhalten und verbreitet werden — etwa die Zigarettenindustrie, die mit Studien den Zusammenhang von Krebs und Zigaretten verneint.
Auf jeden Fall lohnt es sich für Firmen, über Nichtwissen nachzudenken. Dies wird neue Fragen auf, die wiederum die Suche nach Wissen und Lösungen anspornen. Thomas Terhaar von der Deutschen Bank Bauspar AG: «Nichtwissen ist ein Faktum. Problematisch wird es nur, wenn ich dieses Faktum negiere oder tabuisiere.»
Manfred Weis
Weitere Publikationen
rund ums Thema
Zur kompletten 5-teiligen Gesprächs-Serie zwischen Lutz Berger und Andreas Zeuch:
Intuition und Nichtwissen
(LutzLand via YouTube).
Hast Du eine Anregung
für Deine Aufgabe oder Frage gefunden?
Bitte teile diesen Artikel und werfe gern eine selbstgewählte Gabe in meinen virtuellen Hut. Auch ein kleiner Betrag macht den Unterschied!
Neugierig was mit Deinem Geld passiert?
Mit der Schwarmfinanzierung (einmalig via PayPal oder monatlich via steady)
wirst Du aktiver Teil der Bewegung und unternehmerischen Kooperative EnjoyWork. Lebens- & Arbeitswelten mit Zukunft.
Du unterstützt zudem freien, konstruktiven Online-Journalismus und die Moderation der Community. Es ist die Basis für mich, Franziska, Impulsgeber:innen und Vorreiter:innen rund um Lebens- & Arbeitswelten mit Zukunft zu portraitieren, regelmäßig mit Euch, der Community, auf Zukunftsthemen draufrumzudenken und fundiert über unsere Erkenntnisse und Praxiserfahrungen zu berichten.
Weitersagen heißt unterstützen
Ich setze mich für den freien und offenen Zugang zu Wissen ein. Dieser Artikel zahlt auf dieses Ziel ein. Teilst auch Du ihn in Deinem Netzwerk, kann er weitere Verbreitung finden. Danke für Deine Unterstützung!
Vielen Dank!
Was wirst Du als nächstes tun?
Zeit für Taten!
Ob Du noch ganz am Anfang der Transformation stehst, mittendrin bist oder schon durch und an der Weiterentwicklung Deiner Firma / Organisation arbeitest — in unserer Community findest Du Unterstützung für Deinen / Euren weiteren Weg.
Austauschen & Netzwerken
Wir bieten verschiedene Formate, um mit praktizierenden Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen: Ratgeber, Experten, Vorbilder und Transformationskatalysatoren. So fördern wir den interdisziplinären Erfahrungs- und Wissensaustausch.
Informieren & Inspirieren
Impulse, Fragen, Ideen, Fallbeispiele: Wer sinnvoll wirtschaften will und bereit ist, seine Firma darauf auszurichten, sucht Antworten für die alltäglichen Herausforderungen. Wir prüfen unsere Erkenntnisse an der Praxis und erforschen sie wissenschaftlich.