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Kipp­punkte im Klima­system

Rückblende Fachvortrag von Prof. Dr. Stefan Rahmstorf / PIK bei Protect The Planet

veröffentlicht: 08.12.2021 · Franziska Köppe | WandelMut
aktualisiert: 12.02.2023 · Franziska Köppe | WandelMut

Das Klimasystem der Erde ist ein seit zehntausenden von Jahren austariertes geo-physikalisches und biologisches System. Seit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts greift der Mensch in dieses System immer stärker ein. Damit werden die natürlichen Gleichgewichte so weit ausgereizt, dass sie auf neue Zustände zustreben, die dann wieder für lange Zeit stabil sind. Was wir dabei unterschätzen ist, dass diese veränderten Zustände nicht mehr lebensfreundlich für die derzeitigen Lebewesen der Erde sind. Da es sich beim Klima und seinen Implikationen für die Lebensbedingungen auf unserem Planeten weiterhin um nicht-liniare, sich selbstverstärkende Rückkopplungseffekte handelt, spielen wir also eine hoch riskante Form von Domino.

Foto: Kipppunkte im Klimasystem
Prof. Dr. Stefan Ramstorf / Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Wenn es um die Zukunft der Menschen auf unserem Planeten und das Erhalten der noch(!) bestmöglichsten Lebensbedingungen geht, müssen wir uns mit den wissenschaftlichen Klimasystem-Szenarien beschäftigen. Dazu erarbeiten die Klimafolgenforscher Modellierungen, die – ausgehend von dem, was wir heute wissen – Prognosen ermöglichen.

Darin nicht eingerechnet sind jene Punkte im Klimasystem, die das hohe Risiko in sich tragen, die Welt so zu verändern, dass komplett neue klimatische Gleichgewichte entstehen. Diese werden bisher getrennt vom IPCC-Sachstandsbericht betrachtet (sollen jedoch zukünftig darin einfließen).

Im Dezember 2021 stellte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse, drei dieser neuralgischen Elemente im Klimasystem vor:

  • Arktisches Meereis (und damit eng verknüpft das Steigen des Meeresspiegels),
  • Atlantik-Zirkulation mit dem inhärenten Golfstrom-System und
  • Korallen-Sterben (und eng damit verknüpft das Artensterben im Ozean).

Protect The Planet, eine gemeinnützige Initiative aus München und Gastgeberin der Vortragsreihe “Vom Klimanotstand der Welt”, hatte zum Vortrag von Prof. Dr. Stefan Rahmstorf eingeladen mit:

Die Kipppunkte im Erdsystem stellen gravierende Risiken für die Menschheit dar – zusätzlich zu den ohnehin durch die globale Erderhitzung anthropogen verursachten schwerwiegenden Folgen. Oft übersehen wird, dass Kipp-Elemente Rückkopplungen verursachen, also Domino-Effekte auslösen können – unkontrollierbar, unaufhaltsam, katastrophal: Kippen des Golfstroms; Abnehmen der antarktischen ozeanischen Eisdecke; Abschmelzen des Festlandeises auf Grönland und der Gletscher weltweit; Absterben der Korallenriffe; heftigere Monsune in China, Indien und der Sahelzone; Amazonaswald von Kohlenstoffsenke zu -quelle; auftauender Permafrost…

Was ist Stand? Sind diese Kipppunkte noch abwendbar?

Protect The Planet

Quelle: Veranstaltungsarchiv Protect The Planet: Kipppunkte im Klimasystem mit Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (PIK), 2021-12-02

Aufzeichnung des Livestreams

Die Inhalte (mit Zeitmarkern) im Überblick:

0:00:00 Begrüßen, Vorstellen und Einführen

Für die Gastgeber: Markus P. Raschke, Protect The Planet
Moderator: Dr. Helmut Paschlau

0:09:01 Vortrag Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (PIK)

0:09:05 “Kipppunkte im Klimasystem” kurze Einführung und die wichtigsten Kipppunkte weltweit
0:19:04 Was ist – wissenschaftlich betrachtet – ein Kipppunkt? (tipping element)
0:25:41 Die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Kipppunkten
0:26:32 Kipppunkt: Arktisches Meereis
0:46:11 Kipppunkt: Golfstrom-System
1:10:52 Kipppunkt: Korallen-Sterben
1:13:33 Zwischen-Fazit
1:14:03 Was müssen wir tun?
1:17:44 Wo stehen wir gerade: International?
1:20:42 Wo stehen wir gerade: in Deutschland?

1:25:15 Öffnung der Diskussionsrunde

1:28:28 Methoden der Klimafolgenforschung und Ableiten von wissenschaftlichen Antworten, Zuverlässigkeit der Aussagen (z. B. Erklärung für minimale Temperatur-Abweichungen in unterschiedlichen Klimasystem-Modellen)

1:31:30 Wie ermittelt die Wissenschaft die Bodentopographie von Grönland oder der Antarktis, um Rückschlüsse auf die Eismassen schließen zu können?

1:32:22 Anstieg des Meeresspiegels, eine der schlimmsten Folgen der Klimaerwärmung, Unterscheidung zu Wetter-Extreme (Dauer, Unumkehrbarkeit usw., Akkumulation mit Wetter-Extremen wie beispielsweise Sturm-Fluten, Umgang mit Migration – geordneter Rückzug vs. episodische Katastrophen)

1:34:42 Geo-Engineering: Abdecken von Gletschern mit reflektierenden Folien, um das Abschmelzen der Gletscher zu verlangsamen

1:35:17 Sind die Kipppunkte in den IPCC-Szenarien berücksichtigt? (Unterscheiden von Risiko-Szenarien vs. Szenario-Berechnungen der Klimafolgenforschung)

1:36:20 Golfstrom: Zusammenhang zwischen Salzgehalt und Temperatur des Wassers auf die Fließrichtung, Strömungen und Umwälz-Zirkulation im tiefen Ozean

1:37:48 Weniger langlebige Treibhaus-Gase (Methan) und Aerosole: Wie damit umgehen? Brauchen sie mehr/weniger Fokus im Klimaschutz?

1:39:14 Kipppunkte Permafrost-Böden und Gas-Hydrate am Meeresgrund (Methan, besorgniserregende Risiko-Faktoren der Klimafolgenforschung)

1:40:00 Gefühlte Wahrheiten und Dringlichkeit, ins Handeln zu kommen (persönliche Betroffenheit vom Klimawandel)

1:42:08 Seriöse Quellen für Proxy-Daten

1:44:55 Danke, Ausblick Folgeveranstaltungen und Abschluss

Protect the Planet

Soweit für heute in einem ersten Aufschlag. Fortsetzung folgt.

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