… oder wie man die Menschen, die aktiv gestalten, dann auch immer nennen sollte, wieder Autoritäten. Es sind Akteure, die Komplexität reduzieren und Orientierung bieten. Es sind Unterstützer, die Menschen vor Entgrenzung schützen, die es noch nicht selbst können – wenn es das für ein Ziel braucht und die Menschen das legitimiert haben. Daraus entsteht Teilhabe und Mitgestaltung. So löst sich automatisch die Notwendigkeit der Unterscheidung auf: Lebe ich, arbeite ich, habe ich Freizeit, …
Leben und arbeiten
gehören zusammen…
… – ach.
Durch das „und“ wird doch erst eine sprachliche Unterscheidung eingeführt (auch, wenn sie verbindend wirkt), die ich alles andere als hilfreich finde. Leben ist leben. Je nach dem, in welchem Umfeld und in welcher Rolle ich als Mensch unterwegs bin, spiele, streite, schlafe, esse, recherchiere ich, tippe auf der Tastatur, langweile mich, muss auf … – ok, ich drohe mich auszulassen; mein Punkt ist wohl klar geworden.
Für mich drücken diese sprachlichen Unterscheidungen zutiefst das mentale Modell aus, wie wir unser Leben gestalten (sollen). „Arbeit ist das halbe Leben“ oder auch gerne genommen „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ – wer kennt diese Sprüche nicht.
Sprache schafft Wirklichkeit.
Milton Erickson lässt grüßen.
Es ist fast so etwas wie ein sprachlicher Glaubenssatz aus dem sogenannten „kritischem Eltern-Ich“, der durch die fortwährende Verwendung einen Trancezustand aufrecht erhält, nicht wahr?
Woher kommt das nur? Zu Zeiten der Industrialisierung mussten die Arbeiter wohl immer wieder daran erinnert werden, dass sie nur die verlängerte Werkbank sind. Dass nur mit Disziplin die unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausgehalten werden konnten. Disziplin und Gehorsam wurde fast zu einer Religion erhoben. Die braven Kinder, die gehorchen und lieb sind. Und funktionieren. So bitte auch die „großen Kinder“ an den Maschinen. Dafür gab es soziale Anerkennung. Danach wurde das Bildungssystem ausgerichtet. All das findet sich heute auch noch, nur vielfach kooperativ verpackt, mit humanistischem Anstrich …
Mein Votum ist, das Wort „Leben“ komplett wegzulassen, wenn es um Arbeit, Freizeit (auch so ein Wort: sind wir nicht „frei“, wenn wir arbeiten?) oder was auch immer geht. Das ist ja sonst eine Tautologie (und Trance), wie der „weiße Schimmel“.
Das kann endlich den Weg frei machen, sich mit dem – wie ich finde – zentralen aber ausgeblendeten gesellschaftlichen Thema zu beschäftigen:
Autorität
und was aus „ihr“ mittlerweile geworden ist.
Wie wollen wir Leben, ob innerhalb oder außerhalb von Unternehmen? Weiterhin mit einer alten Haltung zu Autorität, die auf Distanz, Intransparenz, Willkür, Vergeltung, Vereinzelung oder auch Eskalation setzt? Oder mit einer neuen Haltung zu Autorität, wie sie Haim Omer und Arist von Schlippe erarbeitet haben: mit Nahbarkeit, Beharrlichkeit, Transparenz, Vernetzung oder auch Wiedergutmachung?
Mein großes Anliegen ist es aktuell, das bislang tabuisierte Thema Autorität in der Führung in den Fokus zu bringen. In den vielen Jahren meiner Arbeit erlebte ich, dass sowohl Führungskräfte als auch MitarbeiterInnen trotz aller guten Tipps, Techniken und Ratschläge am Ende doch ratlos zurück bleiben, auf die Frage: Wie gelingt wahre Führung?
Denn die wirkliche Anerkennung, die Wertschätzung auf allen Seiten bleibt aus. Das kostet Führungskräften als auch MitarbeiterInnen viel Kraft, Nerven, Lebensfreude und schafft kein innovatives Umfeld, in dem Arbeiten Spaß macht. Das muss sich endlich ändern.
Glückliche, gesunde und erfolgreiche Menschen in Unternehmen
Viele Menschen lehnen eine autoritäre Form der Führung ab. Aber auch die „mach-doch-was-Du-willst-Führung“, der anti-autoritäre Stil, ist nicht gewünscht. Was fehlt ist ein positives, akzeptiertes Bild von Autorität in unserer Gesellschaft, so auch in der Führung. Ich habe das Konzept der „neuen Autorität“ von Prof. Haim Omer und Prof. Arist von Schlippe in meinem Buch “Mit neuer Autorität in Führung” auf den Führungskontext in Organisationen übertragen.
Dieses Konzept stellt erstmalig ein Bild von positiver Autorität vor. Es ist für dieses Jahrhundert und die bisher unbeantworteten Fragen gemacht. Und zwar für die Praxis als individueller Entwicklungsweg für Menschen in Führung als auch für den Wandel von Führungskulturen. Diesen Wandel in der Haltung zu Autorität in der Führung bewusst zu machen, anzuschieben und zu begleiten, ist mein Antrieb. Ich möchte glücklichere, gesündere und dadurch erfolgreichere Menschen in Unternehmen erleben.
Lebens- & Arbeitswelten mit Zukunft…
… bedeuten für mich eine Welt, die Raum gibt für Selbstorganisation, für Mitgestaltung und Teilhabe statt nur Mitsprache. Die Leben (mit der Familie) auch innerhalb von Unternehmensgrenzen ermöglicht.
Das bedeutet, dass Führung eine neue Bedeutung bekommt – nämlich die des Rahmengebers, Unterstützers, Ermöglichers, Sparringspartners aber auch des durch die Gemeinschaft und deren Ziele legitimierten Grenzziehers. Darüber hinaus bedeutet das auch, sich kritisch mit Kontrollstrukturen in Unternehmen auseinanderzusetzen, die Führungskräfte immer wieder subtil in eine autoritäre Rolle zwängen.
Diese aus der Industriekultur überlebten Kontrollstrukturen gilt es abzubauen und in Vertrauensstrukturen zu transformieren. Das ist die Welt, die in Unternehmen Innovationen sprießen lässt – und unseren Wirtschaftsstandort Deutschland im 21. Jahrhundert sichert. Nebenbei ist das auch noch der maximale Produktivitätsbooster.
Frank H. Baumann-Habersack
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Neue Autorität in Führung und Organisationsentwicklung
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18.12.2017 · Franziska Köppe | madiko
Mit neuer Autorität in Führung
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01.06.2017 · Frank H. Baumann-Habersack
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